Zukunft beginnt heute: Weiterdenken. Neudenken. Umdenken.
Die Volkshochschule (VHS) Oldenburg hatte anlässlich ihres 100jährigen Bestehens (wie die Zeit vergeht …) eine coole Outdoorausstellung an der Hafenpromenade (kein schlechter Ort, viel Öffentlichkeit, …) ausgeschrieben mit dem Motto: „Zukunft beginnt heute. Weiterdenken. Neudenken. Umdenken.“
Ein paar Engagierte des Oldenburger Ernährungsrates haben sich gedacht, jau, dass passt zu uns und noch genauer passt das auf unsere Kooperation mit dem Allgemeinden Deutschen Fahrrad Club (ADFC) Oldenburg, wenn wir radelnderweise Bauernhöfe besuchen, um mit Landwirt*innen über das Thema Ernährung ins Gespräch zu kommen.
Gesagt, getan, Bewerbung bedacht formuliert – und gestern für dieses Projekt ausgezeichnet worden. Yeaaaah. Toll, dass wir für unser ehrenamtliches Engagement für die Umwelt bedacht worden sind. Besten Dank an die Jury.
Der Ernährungsrat hatte viele Mitbewerber*innen mit ebenso vielen tollen Ideen für eine nachhaltige Zukunft. Um nur eine hervorzuheben: Die #schokofahrt von und mit Dieter Hannemann, bei der es um emissionsfrei transportierte Schokolade geht. Also: Ökologisch hergestellter Kakao wird fair in der Dominikanischen Republik hergestellt, mit einem Lastensegler nach Amsterdam gesegelt (ja, das geht …), in einer Manufaktur verarbeitet und mit Fahrrädern dann über hunderte Kilometer in viele Städte geradelt, wo sie in ausgewählten kleinen Betrieben ratzfatz verkauft wird.
Friedhelm Cordes vom ADFC hat stellvertretend für uns alle diese kurze Rede gehalten. Danke Friedhelm, dass du das übernommen hast. Danke auch besonders an Helga und Ewald, dass ihr beide euch dieses Projekt so sehr angenommen habt. Friedhelms Rede möchten wir euch nicht vorenthalten:
Meine Damen und Herren,
im Namen des ADFC, Kreisverband Oldenburg und des Ernährungsrates Oldenburg sowie der beteiligten Landwirte bedanken wir uns für die Preisverleihung für unser Projekt: Nachhaltig unterwegs – Regionale Landwirtschaft verstehen.
Hier auf dem Bild sind ein Teil der beteiligten Akteure abgebildet: für den Ernährungsrat: Helga Gertje für die Landwirte: Familie Boltes mit Vater Dirk Boltes und den Töchtern Maren und Tanja, für den ADFC: Ewald Schütte und Friedhelm Cordes.
In vielfältiger Weise nachhaltig unterwegs sein ist ein Anliegen des ADFC. Im Namen des ADFC ist Ewald Schütte Initiator einer Kooperation mit dem Oldenburger Ernährungsrat, bei der es auf verschiedenen Ebenen um einen konstruktiven Dialog zur Förderung regionaler Strukturen und nachhaltiger Denkweisen zum Thema Landwirtschaft geht. Zu diesem Zweck hat der ADFC mehrere Radtouren mit dem Besuch landwirtschaftlicher Betriebe in Oldenburg und Umgebung geplant und bereits eine durchgeführt. Der Ernährungsrat begleitet die Touren mit Hintergrundinformationen und sammelt die Fakten zu den besuchten Bauernhöfen in einer Checkliste.
Der Austausch zwischen Lebensmittelerzeugern und Verbrauchern bietet Raum für Anregungen und schafft Transparenz: für einen nachhaltigen Konsum, für gegenseitiges Verständnis, zum Kennenlernen landwirtschaftlicher Tätigkeiten und für weitere Initiativen und Innovationen.
Eines ist klar: Die Landwirte belastet der Druck einerseits kostengünstig zu produzieren und andererseits umweltverträglich und tiergerecht zu agieren.
Das Kooperationsprojekt ist ein lebendiger Beitrag zur Förderung klimaneutraler Mobilität, eine Maßnahme gegen das Höfesterben und nicht zuletzt ein Naturerlebnis.
Auf unserer 1. Tour zum Hof der Familie Frauke und Gerriet Meyer in Neuenkruge fuhren wir an zahlreichen Orten vorbei, die zum Nachdenken über Landwirtschaft und Ernährung anregen. Folgende „Denkpunkte“ gab es auf der Tour: die Bebauung von landwirtschaftlichen Flächen in Wechloy, die Vernichtung von wertvollem Ackerland, wie dem Bloherfelder Esch, die Erzeugung von Energie aus landwirtschaftlichen Nutzpflanzen und Gülle in Biogasanlagen, die Vermarktung von landwirtschaftlichen Produkten durch EDEKA (Wir fliegen Lebensmittel). Dabei stellten sich Fragen: Wie regional ist die Landwirtschaft aufgestellt? Wie viel Macht haben Supermarktketten? Wie können Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft kompensiert werden?
Auf dem Hof Meyer waren wir mit 25 Besucher*innen vom Schul- bis zum Rentenalter vertreten. Der vielseitige, konventionell bewirtschaftete Betrieb betreibt Milchviehhaltung (20 Milchkühe), Schweinemast (700 Schweine), Hühnerhaltung (200 Legehennen) und bewirtschaftet 70 ha Nutzfläche. Davon werden 16 ha als Grünland und 54 ha als Ackerland mit Getreidebau und Kartoffelanbau genutzt. Die Kartoffeln und die Eier werden im Hofladen an Verbraucher*innen verkauft. Alle Stationen konnten besichtigt werden und wurden ausgiebig vom Betriebsleiter erläutert. Der Austausch über die Düngeverordnung und die Nitratrichtlinie nahmen einen weiten Raum ein. Frau Meyer sorgte für das Wohl der Gäste mit Getränken und gekochten Kartoffeln mit Dipps. Auch das Handmelken konnte geübt werden. Zum Kartoffelernten sind wir nicht mehr gekommen, da ausgiebig diskutiert wurde.
Insgesamt war es aus unserer Sicht ein gelungener Tag und wir danken der Familie Meyer ganz herzlich. Am 26.September werden wir Familie Boltes besuchen.
Noch ein paar Worte zum Allgemeinen deutschen Fahrrad-Club ADFC: Der ADFC setzt sich mit seinen ca. 190.000 Mitgliedern mit Nachdruck für die Verkehrswende in Deutschland ein. Wir sind überzeugt davon, dass eine gute nutzbare Infrastuktur, gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze und vor allem Platz für Rad fahrende Menschen auch dazu einlädt, das Fahrrad als Verkehrsmittel zu nutzen. Wir möchten eine sichere und komfortable Infrastruktur für den Radverkehr, damit sich junge und alte Fahrradfahrende sicher und zügig fortbewegen können. Die Förderung des Radverkehrs ist nicht zuletzt auch ein politischer Auftrag, für den sich der ADFC stark macht. Unser Ziel ist es, alle Menschen, gleich welchen Alters und unabhängig von ihren Wohnorten, für das Radfahren und damit für die Mobilität der Zukunft gewinnen.
Der Ernährungsrat Oldenburg ist ein ehrenamtliches Team von engagierten Oldenburger*innen, denen eine nachhaltige, zukunfts- und enkeltaugliche Ernährungsversorgung am Herzen liegt. Die 15 Ernährungsräte und ihre Koordinatorin Judith Busch initiieren Projekte, die die Wertschätzung für Lebensmittel ins Bewusstsein der Menschen holen. Dazu wurden Kistenbeete in Schulen und Vereinen aufgebaut und Unterrrichtseinheiten zu Anbau und Konsum gestaltet, gemeinsame Kochabende durchgeführt, um die Möglichkeiten der „Resteverwertung“ aufzuzeigen.
Das neuste Projekt mit dem Namen „Pflück-mich“ startet in diesen Tagen. Oldenburger*innen mit Nutzpflanzen im Garten können sich auf der Website anmelden und Oldenburger*innen ohne Garten können sehen, wo sie ernten können. Auf diese Weise sollen die Früchte der Stadt reichlich geerntet werden.
Ab Mitte September gibt es wieder die sogenannte Regio-Challenge. Wer mitmacht, hat die Herausforderung, sich sieben Tage nur von Lebensmitteln aus dem Umkreis von 50 km zu ernähren. Außerdem arbeitet der Ernährungsrat politisch zum Thema und kooperiert mit diversen anderen Organisationen, unter anderem mit dem neuen Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen (kurz ZEHN), das bei der Oldenburger Landwirtschaftkammer angesiedelt ist.
Gemeinsam für eine nachhaltige Ernährungsversorgung in Oldenburg und Niedersachsen.