Vollversammlung des Ernährungsrats
Rund 50 Teilnehmende kamen am 5.12.24 im Forum St. Peter zusammen, um zentrale Fragen einer nachhaltigen und gerechten Ernährung zu diskutieren.
Kostenfreies Kita- und Schulessen: Ein Schlüssel gegen Ernährungsarmut und für Chancengerechtigkeit
Nach der Begrüßung durch Judith Busch, Koordinatorin des Ernährungsrats, hielt Frau Prof. Arens-Azevêdo von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) den Vortrag:
„Ernährungsarmut bei Kindern und Jugendlichen – nachhaltige Kita- und Schulverpflegung als Schlüssel für Chancengerechtigkeit“. Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass Ernährungsarmut in Deutschland ein weit verbreitetes, aber oft unsichtbares Problem ist: Rund drei Millionen Menschen sind davon betroffen. Ernährungsarmut bleibt häufig verborgen, sichtbar werden vor allem die Folgen, wie etwa ein eingeschränkter Gesundheitszustand durch Mangel- oder Fehlernährung, reduzierte soziale Teilhabe und eine geringere Lebensqualität. Dabei ist eine ausgewogene Ernährung im jungen Alter von entscheidender Bedeutung: Ein Mangel an Mikronährstoffen in den ersten Lebensjahren hat Auswirkungen auf eine verminderte kognitive Leistung, Einschränkung der Lese- und Rechenfähigkeit und geringere Stressbelastung. Diese Defizite können langfristig zu schlechteren Schulabschlüssen und eingeschränkten Karrierechancen führen. Die zentrale Empfehlung der Forschungsgruppe der HAW lautet daher: Kostenfreie Mittagessen in Kitas und Schulen nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Vorteile liegen auf der Hand: Kinder profitieren von einer verbesserten Lernleistung und einem gesünderen Ernährungsverhalten, während gleichzeitig Chancengleichheit und Gemeinschaftsgefühl gefördert werden. Ein beitragsfreies Mittagessen bringt zudem einen Anstieg in der Nutzung, die Kosten je Mahlzeit würden fallen, Skaleneffekte bei der Beschaffung könnten genutzt und die Qualität leichter überprüft werden. Als erfolgreiche Beispiele nannte Frau Prof. Arens-Azevêdo die beitragsfreien Mittagessen in Hamburger Kitas und Berliner Schulen.
Verpflegungskonzept der Oberschule Westerholt: Schülerinnen kochen für Schülerinnen!
Die Oberschule Westerholt präsentierte ihr innovatives Konzept für die Ganztagsschule. Statt Essen liefern zu lassen, kochen Schülergruppen von 8-10 Personen unter Anleitung einer Lehrkraft frisch zubereitete Mahlzeiten für die gesamte Schule und den benachbarten Kindergarten. Insgesamt werden so mehr als 250 Essen im Rahmen eines Wahlpflichtkurses täglich zubereitet. Das Konzept überzeugt: Frisch zubereitetes Essen an dem 70% der Schüler*innen teilnehmen zu einem erschwinglichen Preis von 3€ pro Mahlzeit und ein gestärktes Gemeinschaftsgefühl zeigen den Erfolg des Projekts.
Rückblick und Projekte des Ernährungsrats: Mehr Bio, weniger Verschwendung
In diesem Jahr sind die beiden Projekte BiOlogisch und EAT gestartet. Mit diesen Projekten verfolgt der Ernährungsrat wichtige Ziele: Den Anteil biologisch erzeugter Lebensmittel zu erhöhen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und den Einsatz regionaler Produkte in der Außer-Haus-Verpflegung zu fördern. Darüber hinaus sollen Mensen und Kantinen verstärkt als Lernorte für nachhaltige Ernährung eingebunden werden. Zur Umsetzung der Ziele wird innerhalb der Projekte eine individuelle Beratung für Kantinen, Mensen und Restaurants angeboten.
Auch im Jahr 2024 wurden vom Ernährungsrat viele Veranstaltungen durchgeführt. Das Leitthema lautete Ernährungsarmut. Durch vielfältige Themenabende wurden unterschiedliche Perspektiven beleuchtet und auf verständliche Weise zugänglich gemacht. Darüber hinaus fanden weitere Aktionen wie Gartenprojekte, Kochworkshops, Schnippeldiskos, Regio Dinner Challenge u.v.m. statt. Auch im nächsten Jahr plant der Ernährungsrat zahlreiche Aktionen.
Im Anschluss gab es Raum für Austausch und Vernetzung mit Getränken und Snacks.
Der Abend war Teil einer Veranstaltungsreihe von Ernährungsrat, ALSO, ÖZO und JANUN, in der das Thema Ernährungsarmut in Deutschland sichtbar gemacht wird. Ursachen, Folgen und Lösungsansätze werden diskutiert, faire Preise von der Erzeugung bis zum Endverbrauch thematisiert und Stimmen von Betroffenen wird Gehör verschafft. Das Projekt wird gefördert durch die Stadt Oldenburg.